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Vegas ist eine Reise wert – insbesondere zur CLOC Legal Operations Konferenz.

Auch mein nunmehr 5. Besuch hat nicht enttäuscht: 2,5 Tage, 2.500 TN, mehrere Dutzend Präsentationen, Workshops und insbesondere persönliche Gespräche mit führenden Legal Ops Pros‘ aus zahlreichen Unternehmen haben eins bestätigt: Generative AI ist nicht nur „the next big thing“, Gen AI wird den Rechtsmarkt regelrecht umkrempeln.


Meine 3 key takeaways:


1.     CLM

a.    Deutlich weniger Anbieter als im letzten Jahr, dafür alle mit „GPT-Integration“. Teils
        Prototypen, oftmals voll integrierte Funktionalitäten im Produktivbetrieb.

b.    CLM hat unverändert hohe Priorität, gleichwohl wurden drei Entwicklungen sehr häufig
        diskutiert:  (i) wie wird Gen AI das Vertragsmanagement verändern und welche Rolle haben
       „traditionelle“ CLM-Anbieter im Kontext dieser Veränderungen, (ii) wie werden sich Rollen
        und Aufgaben im unternehmensinternen Vertragsmanagement verändern sowie (iii) Augen
        auf bei der Auswahl von CLM-Toolanbietern! Es scheint Konsens zu bestehen, dass nur die
        CLM-Anbieter eine Existenzberechtigung haben, die sich ausschließlich auf CLM-Lösungen
        fokussieren, deren Teams über langjährige Erfahrung in diesem Segment verfügen und die
        über die erforderlichen finanziellen Mittel (7-8-stellig) verfügen, um in ihre Produkte
        investieren zu können. Wurden Entscheidungen bisher häufig unter Gesichtspunkten wie
        Funktionalitäten und Lizenzmodell getroffen, werden neuerdings die Ergebnisse einer
        „Supplier Due Diligence“ deutlich stärker gewichtet. Nicht wenige haben in diesem Kontext
        über böse Überraschungen berichtet.   


2.     Generative AI

a.    Bei aller Skepsis, nicht selten aufgrund mangelnder Kenntnis der Möglichkeiten: Generative
        AI wird deutlich mehr als Chance denn als Risiko betrachtet. In den Worten des Change
        Managements: Teilnehmer:innen sehen sich viel stärker als Beteiligte denn als Betroffene. 

b.     Es gibt bereits zahlreiche Rechtsabteilungen und Kanzleien, die mit Generative AI
        experimentieren,  diese erfolgreich testen und einsetzen; mit zum Teil bemerkenswerten
        Ergebnissen. Beispiel eines Teilnehmers: Eingehende Anfragen an die Rechtsabteilung
        werden über ein Matter Intake Formular erfasst, über ein LLM (Large Language Model)
        analysiert und mit einer vorhandenen Knowledge Datenbank abgeglichen. Dem Inhouse-
        Team werden die „Fundstellen“ automatisch zur Prüfung und Qualitätssicherung zur
        Verfügung gestellt. Erste Erkenntnis: Für eine Vielzahl von Anfragen ist relevantes Wissen
        vorhanden, welches bis dato unentdeckt blieb. Ziel: Erhöhung der Effizienz und
        Reaktionsgeschwindigkeit durch Wiederverwendbarkeit und Wiederverwendung von
        Wissen.


3.     Vom ALSP zum „GAILSP“

a.    Eines der (zumindest für mich) interessantesten Themen war die Frage, ob die Verfügbarkeit
        von Gen AI mittel- bis langfristig zu neuen Geschäftsmodellen im Rechtsmarkt führen wird.

b.    Kanzleien werden in Gen AI investieren. Zwei sich nicht ausschließende Optionen wurden
        diskutiert: (i) Integration in die eigene Leistungserbringung („GAI supported legal services“)

        und/oder (ii) unmittelbares Angebot an Mandanten durch Bereitstellung eines Zugriffs auf

        eine „kuratierte“ Legal Services AI und Erzielung von Lizenzerlösen (Produktgeschäft), ggfs.
        angereichert um Professional Services-Erlöse durch kontinuierliches Training auf z.B.
        branchenspezifische Regelwerke. 

c.     Während GAI supported legal services schon sehr bald realisiert sein dürften, sind für das
        Produktgeschäft noch viele Fragen zu klären: Haftung für GAI-gestützten rechtlichen
        „Content“, Positionierung der Anbieter im Kontext komplementärer und substitutiver
        Geschäftsmodelle, Auswirkungen auf das Pyramidenmodell traditioneller Kanzleien (eine
        Teilnehmerin skizzierte nicht ganz unzutreffend die Entwicklung zum Tannenbaum, wobei
        der Stamm die GAI-gestützte Leistung darstellt und die (schlanke) Pyramide on top die
        Leistungen abdeckt, die nicht durch GAI abgedeckt werden (sollen/können/dürfen).

d.    Diese Diskussion befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium, gleichwohl wird sie sehr
        spannend bleiben.


CLOC2023 – eine rundum gelungene und inspirierende Veranstaltung, ich freue mich schon sehr auf das kommende Jahr.


Bei Interesse an einem Austausch zu diesen und weiteren Themen gern melden. 


Viva Las Vegas.


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